Tafelklavier Johannes Zumpe & Gabriel Buntebart, London 1776, Museu de la Música Barcelona

Luca Guglielmi und Pablo Gómez Ábalos spielen das Instrument nach der Restaurierung

Die Restaurierung

Nach abgeschlossener Restaurierung

Ziel der Restaurierung des Tafelklavieres Zumpe & Buntebart von 1776 im Museu de la Música in Barcelona war es, das Instrument wieder musikalisch nutzen zu können. Neben dem Klang, interessant sowohl für Spezialisten, als auch für Museums- und Konzertbesucher, ist auch die Hammermechanik (deren Funktion und dynamische Möglichkeiten) als wichtiges Zeugnis der Klaviergeschichte von Bedeutung. Mit der Restaurierung war eine instrumentenkundliche Forschung verbunden. Das Tafelklavier Zumpe & Buntebart von 1776 im Museu de la Música in Barcelona wurde im Laufe der Geschichte mehrmals verändert. Um den Originalzustand so weit wie möglich rekonstruieren zu können, wurden möglichst viele Informationen zu den konstruktiven Besonderheiten von Zumpes Werkstatt gesammelt.

Die folgenden Tafelklaviere der Firma Zumpe & Buntebart wurden für das Projekt untersucht:

Tafelklavier Zumpe & Buntebart 1772, Museo degli Strumenti Musicali Rom
Tafelklavier Zumpe & Buntebart 1773, Museo degli Strumenti Musicali Rom
Tafelklavier Zumpe & Buntebart 1773, Rejksmuseum Amsterdam
Tafelklavier Zumpe & Buntebart 1773, Händel-Haus Halle
Tafelklavier Zumpe & Buntebart 1775, Museo degli Strumenti Musicali Rom
Tafelklavier Zumpe & Buntebart 1776, Museo degli Strumenti Musicali Rom

Durch die Untersuchung der oben genannten Instrumente und deren Vergleich mit dem Tafelklavier Zumpe & Buntebart von 1776 in Barcellona wurde deutlich, dass dessen Gehäuse und die Innenkonstruktion original erhalten sind. Die vier Beine aus qualitätsvollem Mahagoniholz wurden wahrscheinlich Ende des 18./ Anfang des 19. Jahrhunderts gefertigt. Die Mechanik stammt höchstwahrscheinlich teilweise von einem anderen Zumpe-Tafelklavier oder einem anderen englischen Tafelklavier. Der Resonanzboden und die Saiten sind neueren Datums, mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Die vor der Restaurierung mit einem Endoskop und einer Webcam durchgeführte Untersuchung des Resonanzraumes zeigte, dass der Stimmstock auf der gesamten Länge gerissen war. Damit war klar, das die Restaurierung nur gelingen konnte, wenn der Resonanzboden aus dem Instrument gelöst werden würde, der Stimmstock gründlich restauriert würde und ein neuer Resonanzboden aus qualitätsvollem Fichtenholz angefertigt werden würde.

DIE DURCHGEFÜHRTEN ARBEITEN

Der nicht originale, stark mit Holzwurm befallene Resonanzboden wurde herausgelöst. Danach wurde sichtbar, dass es sich bei dem im Vorfeld beobachteten Stimmstockriss in Wirklichkeit um die erste Schicht des Stimmstockes handelte, die sich teilweise gelöst und angehoben hatte (Der Stimmstock besteht aus drei verleimten Schichten). Wegen der starken Risse entlang der Wirbel wurde entschieden, diese erste Schicht komplett abzulösen und mit neuem Buchenholz zu ersetzen. Auch von der zweiten Schicht musste ein Teil erneuert werden. Der Damm, der sich teilweise vom Unterboden gelöst hatte, wurde verleimt und zur zusätzlichen Stabilität wurden konische Stifte aus Buchenholz eingeleimt. Im Unterboden, unterhalb der Tastatur, befand sich eine große Öffnung mit unregelmäßigen Rändern, die wahrscheinlich im Zusammenhang mit einem nachträglich angehängten Pedal steht. Diese Öffnung wurde mit neuem Holz geschlossen. Außerdem wurden alle Risse im Unterboden so weit wie möglich ausgespänt und verleimt. Der Anhangblock war mit einer dicken Schellackschicht bedeckt. Sie wurde abgelöst. Der Großteil der Stegstifte auf dem Anhangblock war nicht original. Es waren viel zu große Eisenstifte, die zu Rissen geführt hatten. Sie wurden entfernt und die einzelnen Löcher wurden mit kleinen konischen Buchenholzstiften gefüllt. Die neuen Messingstifte haben vergleichbare Durchmesser wie sie in den Zumpe-Tafelklavieren in Halle und Amsterdam zu finden sind.

Der Resonanzbodensteg ist original, war aber entlang der Stifte gerissen. Von seiner Höhe waren während der Eingriffe einige Millimeter abgehobelt worden. Nach der Restaurierung der Risse und der Rekonstruktion der originalen Höhe wurde der Steg in seiner rekonstruierten Position auf dem neuen Resonanzboden verleimt und verschraubt. Für den neuen Resonanzboden wurde ein bereits vorhandener, mehr als 30 Jahre alter Boden mit schöner natürlich nachgedunkelter Oberfläche verwendet. Die Profile oberhalb des Resonanzbodens wurden nach den in den Zumpe-Tafelklavieren in Amsterdam und Halle erhaltenen rekonstruiert. Der Rahmen, in dem die Dämpfer befestigt sind, besteht aus zwei Teilen: der untere Teil, auf dem die einzelnen Dämpfer geleimt sind und der obere Teil, in dem die Federn befestigt sind. Der obere Teil war recht gut erhalten, nur die nicht originalen Eisenfedern mussten ersetzt werden. Der untere Teil wurde im Laufe der Jahrhunderte verändert und musste rekonstruiert werden.

Der Hammerstuhl ist ein originaler Zumpe-Hammerstuhl, könnte aber von einem anderen Zumpe-Tafelklavier stammen, denn im Diskant wurden einige Millimeter abgehobelt, damit er ins Instrument passt. Im Zusammenhang mit der nachträglichen Einrichtung eines Pedals war auch in den Tastaturrahmen eine große Öffnung gesägt worden. Der vordere Holm des Tastaturrahmens wurde abgelöst, der übrige Teil des Rahmen, der verzogen war, wurde restauriert und ein neuer vorderer Holm angefertigt. Die Tasten sind nicht original aber sehr alt. Die Tastenbeläge der Untertasten sind sehr abgespielt. Sie könnten eventuell von einem anderen Instrument stammen. Die Tasten sind etwas länger als die originalen, die Tastenhebel sind aus Nadelholz (bei allen anderen erhaltenen Tafelklavieren der Firma Zumpe & Buntebart sind die Tastenhebel aus Lindenholz). Aber es gibt auch typische Merkmale einer Zumpe-Tastatur, wie z. B. die Taste GG#, die mit der GG-Taste verbunden ist und die Abrundung unterhalb des Waagepunktes, die allerdings wie eine schlechte Nachahmung aussieht. Während der Restaurierung der Tasten wurde die Hintertastenführung, wie sie in allen erhaltenen Zumpe-Tafelklavieren erhalten ist, rekonstruiert. Als Material wurde Ebenholz, als Ersatz für Fischbein (original wurden die Barten aus dem Maul des Wales benutzt) verwendet. Alle nicht originalen Bleigewichte wurden entfernt und die Waagebalkenlöcher restauriert, um eine möglichst präzise und leichte Tastatur zu haben.

Der Großteil der Hämmer ist original. Die einzelnen Hämmer befanden sich aber durch die verschiedenen Eingriffe nicht mehr in ihrer originalen Position. Sie waren schon mehrmals bearbeitet worden und sind deshalb schmaler als im Originalzustand. Jedes einzelne Hämmerchen, mit besonderem Augenmerk auf die Führungslöcher, wurde restauriert und die Blöckchen auf der Unterseite in Mahagoniholz rekonstruiert. Die ersten drei Hämmer im Bass mussten neu angefertigt werden. Das Leder der Hammerköpfe ist nicht original aber sehr alt. Es stammt höchstwahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert. Die Laboranalyse, durchgeführt in der Toskana bei der Firma Ars Tinctoria SRL in Santa Croce sull´Arno (Pisa) hat ergeben, dass es sich um vegetabil gegerbtes Leder von gekreuzten Tieren handelt (halb Schaf, halb Ziege)

Der Dämpfungsmechanismus wurde im Laufe der Zeit verändert. Wie schon oben beschrieben, wurde der untere Teil des Dämpferrahmens, auf dem die einzelnen Dämpfer geleimt sind, verändert. Die originalen Dämpferfedern aus Fischbein waren durch Eisendrähte ersetzt worden. Der vorgefundene Mechanismus der Dämpfer, zusammen mit der schwergängigen Tastatur, ergab eine äußerst schwergängige Mechanik. Der Großteil der Dämpfer ist original, aber alle waren schon mehrmals bearbeitet worden und befanden sich nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz. Viele der Pergamentscharniere sind original aber viele waren beschädigt. Jeder einzelne Dämpfer wurde restauriert. Die beschädigten Pergamentscharniere ersetzt. Es wurden die Dämpferstecher und der originale Rotationspunkt in den Dämpfern rekonstruiert. Als Dämpfermaterial wurde wie im originalen Zustand sämisch gegerbtes Hirschleder verwendet. Als Material für die Dämpferfedern kamen 1,5mm starke Kohlenfaserstäbe zum Einsatz, die sich ähnlich wie das originale Fischbein bearbeiten ließen. Das wichtigste dieser Federn ist, dass sie den Tastenanschlag nicht erschweren dürfen. Die völlig fehlende Dämpferdruckleiste wurde rekonstruiert. Die beiden Metallhebel der Dämpfungsaufhebung (geteilt für Bass und Diskant) sind original aber der Rotationspunkt des Hebels, der die Dämpfer für die Basssaiten anhebt, wurde verändert. Der Metallhebel, der das buff stop-Register bedient, ist nicht original, stammt aber wahrscheinlich aus einem anderen Zumpe-Tafelklavier. Der Metallhebel des buff stop-Registers des Barcelonaer Instrumentes war ursprünglich nach rechts gebogen. Der erhaltene, nach links gebogene, Metallhebel könnte aus einem Zumpe-Modell stammen, wie es mit dem Instrument von 1775 im Museum in Rom erhalten ist. Die Holzoberfläche unterhalb der Metallhebel wurde gesäubert und poliert. Damit beide Register optimal funktionieren, wurde auf der Unterseite der Holzleisten, die mit dem Registermechanismus im Zusammenhang stehen, dünne Streifen Mahagoniholz geleimt.

In der Regulierungsphase der Mechanik wurden die Tuche unterhalb der Vorderkante der Tasten für Untertasten- und Obertasten getrennt installiert. Die mit Holz und Leder versehenen Messingdrähte, die die Stößer darstellen, sind wie die Tastatur nicht original aber funktionstüchtig. Sie wurden nur reguliert. Die gesamte Mechanik wurde wie folgt reguliert: Tastentiefgang 7mm, Hammergang zu den Saiten 25mm, „Leergang“ der Stößer 3mm (Während die Tasten sich 3mm nach unten bewegen, erheben sich die Stößer 3 mm bis sie an die Hämmer stoßen. Erst dann beginnen sich die Hämmer zu erheben und sich gegen die Saiten zu bewegen.) Das nicht originale aber alte Hammerkopfleder hat gute Klangeigenschaften. Nur auf den rekonstruierten ersten drei Basshammerköpfen und auf den Hammerköpfen der Töne g, a, h, b1, d2 und e2 wurden neue Hammerkopfleder geleimt. Es wurde die originale Deckelhalterung mit einer Kordel rekonstruiert. Der auf dem Deckel noch sichtbare Ort der originalen Öse wurde wieder benutzt.

Während der Restaurierung

Zustand vor der Restaurierung

Interview mit Kerstin Schwarz